Extensives Lesen als Unterrichtsaktivität

Zusammenfassung und Relevanz

Das extensive Lesen ist ein effektiver Weg, um die Lesekompetenz zu entwickeln und den Wortschatz zu erweitern. Durch diese Aktivität entwickeln Lernende schnell Spaß am Lesen in der Zielsprache, ohne eine Geschichte präzise und vollständig verstehen zu müssen. Zudem hilft diese Aktivität Lernenden, passende Geschichten zu finden, die ihrem Interesse und ihrem Sprachniveau entsprechen. Die Lernaktivität kann im Unterricht flexibel eingesetzt werden.

Zeitaufwand: 10-15 Minuten von der Unterrichtszeit pro Woche. Alternativ können die Lernenden auch zwischen Unterrichtsaktivitäten oder vor/nach dem Unterricht freiwillig lesen.

Benötigtes Material: Einfache bzw. vereinfachte Lesetexte (graded readers) wie z.B. die Online Library von Tadoku (https://padlet.com/kurse/padlet-phf0hy2hykpz59ya): bei Anfängerniveaus Geschichten mit vielen Bildern; ggf. ein Lesetagebuch für die Dokumentation der gelesenen Bücher.

Geeignete Bücher finden sich in Selbstlernzentren und Bibliotheken. Die Studierenden können natürlich auch Bücher (gebraucht) kaufen, auf e-books zurückgreifen, Bücher untereinander ausleihen, etc.

Autor*innen / Idee: Mie Shiroki hat diese Aktivität von Kolleg*innen übernommen, adaptiert und in ihrem Unterricht integriert. Ergänzungen von Bettina Raaf und Maria Giovanna Tassinari.

Ziele

Sprachliche Ziele: Geschichten lesen, die Handlung verstehen, diese mündlich wiedergeben und eine eigene Meinung formulieren

Autonomieziele:

  • Förderung der Selbstreflexion
  • Unterstützung von (intrinsischer) Motivation
  • Stärkung der Metakognition
  • Entwicklung von Selbstorganisationsfähigkeit

Aufbau

Erste Sitzung: Einführung in das extensive Lesen

In der ersten Sitzung erklärt die Lehrperson, dass diese Aktivität dazu dient, Spaß am extensiven Lesen in der Zielsprache zu entwickeln. Außerdem erklärt sie, dass beim Lesen vier Regeln beachtet werden sollten und dass sich die Lernenden im Unterricht über den Inhalt der gelesenen Bücher austauschen werden.

Vier Regeln:

Erstens sollte man möglichst keine unbekannten Vokabeln nachschlagen, um im Lesefluss zu bleiben.

Zweitens sollte man mit einem niedrigen Niveau beginnen.

Drittens sollte man im eigenen Tempo lesen.

Viertens sollte man aufhören und ein neues Buch wählen, wenn man nicht mehr weiterkommt oder es langweilig wird. (Quelle: Japanisches Kulturinstitut Köln, Tadoku_Vier goldene Regeln. https://padlet.com/kurse/padlet-phf0hy2hykpz59ya/wish/2216321925)

Die Lehrperson zeigt den Lernenden eine Auswahl an Büchern, z.B. https://padlet.com/kurse/padlet-phf0hy2hykpz59ya Lernende stöbern darin und suchen ein Buch aus.

Folgende Sitzungen: Extensives Lesen

Zu Beginn jeder Unterrichtsstunde wird kurz über das Leseprojekt und die vier Regeln gesprochen. Anschließend werden 10-15 Minuten zum Lesen im eigenen Tempo gegeben. Die Lernenden können die gelesenen Bücher in ihrem Lesetagebuch dokumentieren und kurze Kommentare dazu schreiben. Die Lehrperson überprüft nicht, wie viel oder wie erfolgreich sie gelesen haben.

 Nach einer bestimmten Zeit (z.B. nach drei Sitzungen) kann man eine Booktalk-Sitzung abhalten (10-15 Minuten). In Gruppenarbeit teilen die Lernenden ihre Eindrücke über die gelesenen Bücher mit, erläutern, was ihnen an den Büchern gefallen hat und welche Gedanken sie beim Lesen hatten.

 

Alternative

Falls es schwierig ist, regelmäßig im Unterricht Zeit zum Lesen bereit zu stellen, können die Lernenden auch zwischen Unterrichtsaktivitäten lesen. Eine andere Möglichkeit ist es, vor oder nach dem Unterricht 10-15 Minuten gemeinsame Lesezeit anzubieten.

 

Fazit

Die Rückmeldungen der Lernenden zu dieser Aktivität waren bislang positiv: Sie haben Spaß am Lesen, finden gut, dass sie die Bücher selbst aussuchen können und finden das Booktalk anregend. Motivation und Spaß am Lesen sind das Herzstück dieser Aktivität. Es wird keine genaue Zielsetzung gegeben, da diese den Spaß am Lesen verringern könnte. Es könnte aber auch sinnvoll sein, die Lernenden dazu zu ermutigen, sich sichtbare Ziele zu setzen, um den sprachlichen Lernerfolg zu fördern.