Warum Autonomie?

 

Die Vielfalt der heutigen Lerngelegenheiten und Lernumgebungen macht es erforderlich, den Unterricht so zu gestalten, dass neben den Sprachkompetenzen auch Lernkompetenzen, Strategien, kollaboratives Arbeiten und kritisches Denken gefördert werden. Der heutige Fremdsprachenunterricht muss folgende Erkenntnisse beachten:

Außerunterrichtliches Lernen fördern

Erfolgreiches Fremdsprachenlernen findet nicht nur im Unterricht statt, sondern setzt voraus, dass Lernende

 

  • sich außerhalb des Unterrichts aktiv mit der Zielsprache beschäftigen
  • die sich bietenden Gelegenheiten nutzen,
  • sprachlichen Input aufnehmen und mit angemessenen Strategien verarbeiten (vgl. u.a. Krings 2016).

Medien- und Organisationskompetenz fördern

Digitale Medien bieten Lernenden eine Fülle an Kommunikationsmitteln und Lernumgebungen. Um sich in diesen zu orientieren, müssen Lernende in die Lage versetzt werden, diese Angebote kritisch zu evaluieren. Dadurch lernen sie,

 

  • diejenigen Angebote auszusuchen, die für ihr Lernprojekt qualitativ geeignet sind;
  • Arbeitsformen und Aufgaben einzusetzen, die ihnen ermöglichen, selbstständig das Lernpotential der ausgesuchten Ressourcen zu nutzen;
  • Angebote kritisch auch auf ihre Inhalte bzw. ihre Aussagen hin zu hinterfragen.

Diese beiden Faktoren erfordern von Lernenden die Fähigkeit, Lernkompetenzen bewusst einzusetzen, um den eigenen Lernprozess zu steuern und Entscheidungen in immer komplexer werdenden Lernumgebungen zu treffen. Mit anderen Worten: Diese Faktoren fördern die Fähigkeit zur Lernerautonomie.

Unsere Aufgabe als Sprachlehrende ist es auch, Lernenden zu helfen, sich dieser Komplexität zu stellen und die Instrumente zu entwickeln, die sie dafür brauchen. Als Sprachlehrende können wir unseren Unterricht so konzipieren, dass Lernende die Möglichkeit haben, sich aktiv(er) daran zu beteiligen, eigene Inhalte einzubringen, eigene Lernerfahrungen außerhalb des Unterrichts zu reflektieren und dadurch ihre Lernkompetenzen weiterzuentwickeln.

Bedeutet das, dass wir uns als Lehrkräfte selbst überflüssig machen? – Nein! Gerade bei einem lernerzentrierten Unterricht, in dem die Lernerautonomie ermutigt und gefördert wird, sind wir Sprachlehrende unersetzbar (Holec 1980, zitiert von Martinez 2018: 108).