Zusammenfassung und Relevanz
Präsentationen sind ein wichtiger Teil des Sprachunterrichts. Das vorliegende Beispiel zeigt, wie Lernenden mehr Raum für Entscheidungen bei der Material-, Themen- und Format-Auswahl gegeben wird. Lernende werden auch eingebunden bei der Festlegung von Bewertungskriterien und führen eine Peer-Evaluation durch. Ihre Motivation wird gesteigert, da für sie relevante Inhalte behandelt werden.
Zeitaufwand: 4-5 Sitzungen à 90 Minuten (je nach Gruppengröße)
Benötigtes Material: Videos von Beispiel-Präsentationen, authentische Materialien (z.B. Quellen), Trainingsmaterialien, Selbst-Evaluationsbögen, Evaluationsbögen für Peer-Feedback
Autor*innen / Idee: Anikó Brandt und Ilka Dönhoff, ergänzt von Bettina Raaf und Maria Giovanna Tassinari
Ziele
Sprachliche Ziele: Eine Präsentation geben, auf Fragen des Publikums antworten
Autonomieziele:
- Förderung der Selbstreflexion
- Unterstützung von (intrinsischer) Motivation
- Entwicklung von Selbstorganisationsfähigkeit
- Bewerten und Evaluieren
- Entwicklung von sozialen Kompetenzen
- Interaktion und Kollaboration
Aufbau
1. Sitzung: Einführung in das Modul, Beispiele und Kriterien für gute Präsentationen
- Die Lehrperson erklärt die Einbettung des Moduls in den Kurs, sowie die Relevanz des Themas.
- Bzgl. “guter Präsentationen” geht man von den Erfahrungen der Lernenden mit ihren eigenen Präsentationen aus als auch mit denen, die sie als Zuhörer*innen gut fanden. Dabei können gegebenenfalls auch Online-Präsentationen in Betracht gezogen werden, die eigene typische Merkmale aufweisen.
→ Die Perspektive der Referent*innen als auch der Zuhörer*innen werden mitberücksichtigt. - Brainstorming (zuerst in Gruppen, dann im Plenum) zu guten Aspekten einer Präsentation; dies mündet in einen Kriterienkatalog für die Bewertung.
→ Die Lernenden sind in die Entwicklung der Bewertungskriterien eingebunden, sollten auch in die Bewertung selbst mit eingebunden werden (Peer-Evaluation zumindest anteilig). - Mögliche Kategorien der Kriterien:
- sprachliche Elemente (z.B. Bewertungsraster mündliche Kommunikation: Wortschatz-Spektrum, grammatikalische Korrektheit, Flüssigkeit)
- non-verbale Elemente (z.B. Blickkontakt, Gestik)
- Interaktion mit den Zuhörer*innen
- Medieneinsatz / visueller Input
- Inhalt und Struktur
- …
- Ebenfalls in Gruppen, dann im Plenum wird die Gewichtung der Kriterien diskutiert und festgelegt (z.B. 30% für sprachliche Elemente, 20% für Medieneinsatz / visueller Input, …)
2. Sitzung: Planung der eigenen Präsentation
- Die Lehrperson kann ein “Bewertungstraining” mit Videos von Präsentationen einführen: Diese werden im Plenum diskutiert und nach den festgelegten Kriterien bewertet.
- Die Lernenden stellen ihren eigenen Trainingsbedarf fest und setzen individuelle Schwerpunkte.
- Bei der Bewertung wird die Gewichtung mit eingebracht: verbindliche und optionale Elemente werden definiert
→ durch optionale Elemente ist die Wahl eigener Schwerpunkte möglich. - Je nach Trainingsbedarf stellt die Lehrperson Übungsmaterial und authentisches Material zur Verfügung, z.B. für sprachliche Elemente / Redemittel: aus Videos gelungener Präsentationen kann man Redemittel herausfiltern lassen.
→ aktive Erarbeitung anhand authentischer Beispiele. - Es werden gute/schlechte PPTs analysiert, Expert*innen unter den Lernenden geben Rat zu einzelnen Themen, z.B. zur Visualisierung von Informationen, zu PPT, zu Körpersprache.
3. Sitzung: Auswahl der Themen und Arbeit an den Präsentationen
- Für die Präsentationen der Lernenden werden keine Themen vorgegeben; Lernende dürfen ihre Themen selbst aussuchen. Die Lehrperson macht möglichst nur allgemeine Vorgaben, z.B. dass ein Bezug zum Zielland / zur Zielkultur gegeben sein muss, Zeitvorgaben.
- Gruppenpräsentationen werden gefördert, damit Präsentationen kollaborativ erstellt werden.
- Die Lernenden bzw. die Gruppen erarbeiten ihr Thema, planen die Arbeitsteilung innerhalb der Präsentation (nach Unterthemen oder nach Arbeitseinheiten wie Erstellung einer PowerPoint Vorlage, Recherche zu einem Thema, Erstellung eines Handouts, etc.). Für die Planung kann die Lehrperson Unterstützungsmaterialien bereitstellen, z.B. einen Zeitplan.
- Als Hausaufgabe bereiten die Studierenden ihre (Gruppen-)Präsentationen vor.
4. und evtl. 5. Sitzung: Präsentationen und Feedback
- Die Lernenden halten ihre Präsentationen, bekommen danach Feedback von den Zuhörer*innen bezüglich der erarbeiteten Kriterien, und von der/dem Lehrenden.
- Am Ende des Moduls geben die Lernenden Feedback über das Modul an die Lehrperson, z.B.
- Was hat gut funktioniert?
- Wobei hätte ich mir mehr Unterstützung gewünscht?
Dieses Feedback geht in die weitere Gestaltung des Unterrichts mit ein.
Fazit
Dieses Präsentationsmodul zeigt die Hauptmerkmale eines autonomiefördernden Unterrichts: Die Lernenden bekommen Entscheidungsspielräume, ihre (Lern-)Erfahrungen werden einbezogen, sie können eigene Lernziele wählen, werden bei der Festlegung der Bewertungskriterien beteiligt und haben Möglichkeiten zur Peer-Evaluation. Kollaboratives Lernen wird ebenfalls gefördert. Die Rolle der Lehrperson besteht darin, Materialien und Unterstützung (scaffolding) anzubieten, sowie Feedback zu geben.