Lehren ist ein ganzheitlicher Vorgang, der sowohl auf kognitiven als auch emotionalen Aspekten beruht. Deswegen beeinflussen unsere Gefühle bewusst oder unbewusst unsere berufliche Praxis. Sie fördern oder behindern unsere professionelle Weiterentwicklung.
Daher ist es wichtig, dass wir uns über unsere Gefühle und ihre Auswirkungen bewusst werden. Wo helfen sie uns weiter und geben uns selbst Feedback? Wo behindern sie uns und sollten reguliert werden? Die folgenden Fragen sollen Ihre Selbstreflexion anregen. Sie können Ihre Reflexionen in einem Lerntagebuch notieren, oder mit vertrauten Kolleg*innen besprechen.
Positive und negative Gefühle – in welchen Situationen treten diese auf?
Denken Sie an bestimmte Situationen oder schreiben Sie diese auf. Gehen Sie in Ihrer Erinnerung zurück und versuchen Sie, sich an möglichst viele Details zu erinnern – auch wenn es eine unangenehme Erinnerung ist.
Welche Emotionen und Gefühle fühle ich als Sprachlehrende in meiner Lehrpraxis?
In welchen Situationen tauchen bestimmte Gefühle auf bzw. nehme ich sie wahr?
Wie wirken sie sich auf unsere Lehrpraxis aus?
Wie wirken sie sich auf die Atmosphäre im Unterricht aus?
Welche Strategien setze ich bewusst oder unbewusst ein, um die von mir gefühlten Emotionen zu regulieren?
Ich wollte in einem Kurs ein Projekt integrieren (ein Magazin erstellen), welches bei den Studierenden aber keine Begeisterung hervorrief und dann nicht durchgeführt wurde. Meine Planung war dadurch umsonst und ich war sehr frustriert und auch ein bisschen beleidigt, dass meine gute Idee nicht ankam.
Rückblickend muss ich sagen, dass ich die Studierenden besser in die Projekt-Planung hätte einbeziehen müssen. Ich habe sie etwas überrollt und meine Frustration war ein bisschen „überreagiert“.
Es ist eine Freude, wenn Studierende sich in den Unterricht einbringen, eigene Vorschläge machen und Ergebnisse haben, mit denen ich gar nicht gerechnet hätte. Dann bin ich begeistert und glücklich.
Es ist eine Erleichterung zu wissen, dass ich nicht alles alleine entscheiden muss, sondern die Studierenden mitentscheiden können! Das entlastet mich sehr.

Definitionen:
Emotion: Kurzlebige Reaktion auf eine Situation, z.B. Angst angesichts eines Geräuschs.
Gefühl: Innere und länger anhaltende Wahrnehmung einer Emotion, z.B. Traurigkeit über eine schwierige Situation.

Zum Weiterlesen
- Atlas der Emotionen
[Interaktiver Überblick der Grundemotionen zum besseren Verständnis der eigenen Befindlichkeit; mit Strategien der Emotionsregulierung. Von Paul und Eve Ekman.]